„Wenn auch die Jahre enteilen“, so werden dennoch immer wieder Brücken in eine sich verändernde Welt geschlagen. Die Jugend sucht neue Wege. Das Freizeitangebot erreichte Dimensionen, die man früher nicht gekannt hat. Gottlob fehlte es nicht an innovativen Tönen im Karneval, wie sie etwa das Dreigestirn des Jubiläumsjahres 2002 mit Prinz Frank Blase, Bauer Philippe Schaeffer und Jungfrau Doro Dietsch eindrucksvoll anschlugen.

Die Erinnerung an die Wurzeln bleibt unverzichtbar. Gut also, dass es Anlässe zur Rückschau und zum Ausblick auf kommende Großereignisse im Leben der „Großen“ gab und es immer wieder geben wird. In 85 Jahren hatte die Große insgesamt sieben Präsidenten: Während nach dem Gründungspräsidenten Hubert Kohlgrüber, H. Buntenbach, Heinz Keul, Hans Greis und Leo Lamsfuß jeweils nur für kurze Zeit an der Spitze standen, hatte Franz Heinrich Krey 33 Jahre lang präsidiert, bis er 1990 das Amt in jüngere Hände legte.

Der Prinz von 1977 Wolfgang Bosbach sorgte seither mit Schwung und immer neuen Ideen, dass die „Große“ jung bleiben wird. Er blieb der Gesellschaft und seiner Heimatstadt treu, obwohl ihn sein Amt als Mitglied des Deutschen Bundestages nach dem Umzug des Parlaments von Bonn nach Berlin über alle Maßen hinaus forderte. Die Abwerbeversuche renommierter Kölner Karnevalsgesellschaften, die wie wir sein Talent als wortgewaltiger Sitzungslenker schätzten, wehrte er stets ab.

Doch nun bat er darum, in den „Ruhestand“ entlassen zu werden. Die Große akzeptierte es mit einem weinenden Auge und ernannte zu ihrem 2. Ehrenpräsidenten. Sein „runder“ Geburtstag 2012 aber bot eine gute Gelegenheit, ihm für 22 unvergessliche Jahre an der Spitze der „Großen“ im Besonderen und für seinen Einsatz für das heimatliche Brauchtum im Allgemeinen gebührend zu danken.

Nun gilt, es dem achten Präsidenten die Daumen zu drücken. Wieder ist es gelungen, einen jungen Mann mit Erfahrung für dieses Amt zu gewinnen: Thomas König, genannt „Akes“. 1982 in Leverkusen geboren, wuchs er seit dem achten Lebensjahr in Herrenstrunden auf. Seit 2011 ist er mit seiner Frau Martina verheiratet. Mit Leib und Seele Karnevalist ist er als aktiver Gardist in unserer Prinzengarde seit 10 Jahren Mitglied der Gesellschaft. Mit der festlichen Prok

lamation des Dreigestirns 2013 wird er offiziell seinen Dienst beginnen und ein neues Kapitel in der Geschichte der Gesellschaft aufschlagen.

Leider mussten wir nach nur wenigen Monaten erfahren, dass Thomas König krankheitsbedingt das schöne Amt des Präsidenten der Gesellschaft nicht wird ausüben können.

Dem Vorstand gelang es aber in kurzer Zeit, mit Alexander Pfisterwiederum einen jungen Mann für dieses Amt zu finden. Alexander, geb. am 4.4.1977 in Bergisch Gladbach – Gronau, ist seit 7 Jahren verheiratet mit Melanie, sie haben zusammen zwei Töchter.

Seine karnevalistische Laufbahn begann er mit seinem 2. Lebensjahr, seit dem er jährlich am Karnevalszug teilnahm. Alexander ist nicht nur seit 18 Jahren in der Prinzengarde (davon acht Jahre im Vorstand) und damit Mitglied der Gesellschaft, sondern er war auch schon Prinz im Bergisch Gladbacher Dreigestirn des Jahres 2010.

Was gab es sonst noch alles seit 2002, als die Große 75 Jahre alt wurde? Nach 13 Jahren nahm 2005 Gerd Kombüchen seinen Abschied vom Amt des Prinzenführers. Er, der selbst einmal Bauer im Dreigestirn war (1985) und sich der Prinzengarde angeschlossen hatte, war der ruhende Pol des Geschehens, der stets alles „im Griff“ hatte.

Alle Dreigestirne, die Gerd durch unsere Heimatstadt geführt hat, sind noch heute des Lobes voll. Die „Große“ wählte ihn zum Dank in ihren Ehrenrat. Zu seinem Nachfolger wurde auf Vorschlag der Prinzengarde Michael Hiltscher bestimmt, der seither als neuer „Generalhofmarschall“ die Dreigestirne mit großer Umsicht durch die Sessionen führt.Die Prinzengarde berief mit Michael Lübbers einen neuen Kommandanten, der Axel Granderath ablöste, der auf eigenen Wunsch nach langen erfolgreichen Jahren ebenfalls in den wohlverdienten „Unruhestand“ verabschiedet wurde.

Ein großes Fest zum Achtzigjährigen

Am 10. November 2007 feierte die „Große“ im „Brauhaus Am Bock“ im Kreise vieler Ehrengäste ihr 80-jähriges Bestehen im Rahmen eines Gala-Abends. Das Programm der „nostalgischen“ Sitzung konnte sich wahrlich sehen lassen. Es zeigte zugleich, dass leisere Töne auch bei jungen Leuten ankommen. Immer wieder brausten Begeisterungsstürme im bis auf den letzten Platz gefüllten und prächtig dekorierten Saal auf. Wie vor 70 Jahren auf den Tag genau, nur vor einem neu gestalteten Bühnenbild, sorgte die Tanzgruppe „Hellige Knäächte un Mägde“, die sich bereits zur Feier des 10-jährigen Bestehen der Gesellschaft im Jahre 1937 präsentiert hatte, unter der Begleitung der Jägerkapelle Straberg für einen schwungvollen Auftakt. Zum Dank konnte die Truppe eine Kopie des Zeitungsartikels in Empfang nehmen, in dem über ihren damaligen Auftritt berichtet wurde. Zwei „echte Gläbbiger“: „Weltenbummler“ Gerd Rück und „dat Klimpermännchen“ Thomas Cüpper glänzten mit zündender Rede und herrlichen Evergreens.

Großes Lob gab es für „Bock“‑Chefin Nicole Löhnert und ihre Mannschaft, die mit einem köstlichen Essen die Gäste verwöhnten.

Nach dem Hauptgang kam der Clou: Wie bereits vor 55 Jahren eroberte sie die Herzen aller im Sturm: Jutta Gersten. Auf unnachahmliche Art – jeder Satz eine Pointe und auf dem Akkordeon eine wahre Meisterin – versetzte sie die älteren Gäste in seliges Schwärmen. Die Jungen aber fragten sich: „Woher nimmt diese Frau mit ihren 76 Jahren die Kraft nur her?“ Jutta revanchierte sich für die „Standing Ovations“ mit einem dicken Kompliment: „Nirgendwo in der weiten Welt gibt es ein besseres Publikum als hier in Gladbach“. Ein weiterer Höhepunkt war die Ehrung der Jubilare.

Ehrenpräsident Franz Heinrich Krey erzählte von Martha Damm, die als Kind dabei war, als im Wohnzimmer ihres Vater Louis Weber die Gründung der Großen als erste richtige Karnevalsgesellschaft in Bergisch Gladbach beschlossen wurde. Martha Damm, inzwischen 90 Jahre geworden, blieb der „Großen“ von Kindesbeinen an verbunden ohne selbst Mitglied werden. Nun wurde sie zu ihrer großen Überraschung zum Ehrenmitglied ernannt.

Zum Abschluss führten die „Ratsherren aus Unkel“ mit ihrem mitreißenden musikalischen Vortrag das begeisterte Publikum durch die Zeiten und Kontinente bis in die Jazztempel von New Orleans.

Peter Müller übergibt sein Amt in jüngere Hände

Axel Müller neuer 1. Vorsitzender der „GROSSEN“

In der Jahreshauptversammlung der Großen Bergisch Gladbacher am 6. Juni 2011 kündigte der 1. Vorsitzende Peter Müller seinen Rücktritt an: „Nach 12 Jahren als Geschäftsführer und 25 Jahren als 1. Vorsitzender sehe ich die Zeit gekommen, die Führung der Gesellschaft an junge Menschen mit neuen Ideen zu übergeben“. Verbunden mit dem Dank an seine Vorstandskollegen bat er um Verständnis für diesen Schritt. Auf seinen Vorschlag hin wurde sein Sohn Axel einstimmig zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Die damit freigewordene Position des 2. Geschäftsführers wurde mit Markus Sprenger besetzt. Ehrenpräsident Franz Heinrich Krey dankte Peter Müller dafür, dass er „mit unermüdlichem Einsatz und großer Kreativität die Gesellschaft nach vorne gebracht hat“. Peter Müller wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Axel Müller aber zeigte bereits in kurzer Zeit, dass neue Akzente der Gesellschaft und dem Karneval guttun. Die Gründung der Tanzgruppe Strunde-Pänz, die feierliche Fahnenweihe im Rahmen eines Gottesdienstes in Sankt Laurentius, die jüngste „Närrische Modenschau“ sind nur einige Beispiele.

Die Strunde-Pänz

85 Jahre hindurch hat die Große Gladbacher den Karneval in Bergisch Gladbach entscheidend mitgeprägt. In dieser Zeit haben sich mit der Gesellschaft, dem Senat und der Prinzengarde drei Säulen gebildet, die sich hervorragend ergänzen. Irgendetwas fehlte aber: eine Plattform für Kinder und Jugendliche. Diese Lücke schließen nun mit Erfolg als vierte Säule die „Strunde-Pänz“. Die neue Tanzsportgemeinschaft der Großen Gladbacher führt Kinder und Jugendliche ab acht Jahren mit Spaß am Tanz und am Karneval zusammen.

Bereits in der vierte Session begeistern sie mit ihren Auftritten das närrische Volk. Ihre Trainerin Dagmar Stier war viele Jahre Tanzmariechen der Prinzengarde der Großen Gladbacher. Unterstützt wird sie von Merle Pfister (Tanz) sowie Sabine Müller (Organisation) und Nicole Bochnig (Finanzen).

„Goldene“ Herrensitzung der Großen Gladbacher

Jahr für Jahr ein Volltreffer!

Wenn ein neues Jahr beginnt, hat ein Termin einen festen Platz im Kalender vieler Karnevalsfreunde: die Herrensitzung der Großen Gladbacher. Jedenfalls seit 1958, als die Karnevalsgesellschaft zum ersten Male eine Sitzung nur für Männer veranstaltete. Sie wurde zum Bombenerfolg. Am 5. Januar 2007 stieg die 50. Herrensitzung der Gesellschaft. Damals wie heute war der Saal bereits Stunden vor dem Einmarsch des Elferrates pickepacke voll. Die Herren nutzen die Zeit zu einem deftigen Skat. Es spricht für die Qualität der Mitwirkenden in den frühen Jahren, dass trotz des bereits reichlich geflossenen Gerstensaftes und der hervorragenden Stimmung niemals störender Lärm aufkam, über den man sich in unserer Zeit des Öfteren beklagt. Doch noch immer werden für die Herrensitzung die besten Kräfte verpflichtet. Bisweilen kommt Wehmut auf, wenn man sich an die „Stars“ der früheren Jahre sich erinnert: an Horst Mühs (Ech ben ene kölsche Jung) im Günther Eilemann-Trio, an Harry Vey (der Glöckner vum Rothusturm), an Toni Geller (Blaue Partei), an Michel Hoch (Ne Weinselige) und viele andere mehr, die nicht mehr leben oder ihre Karriere beendet haben. Gottlob gehört unser Ehrenmitglied Hans Hachenberg (die einmalige Doof Noss) noch zu denen, die sich noch immer in den Dienst des Brauchtums stellen, dem ansonsten der Mangel an guten Büttenredner schwer zu schaffen macht. Doch die Zeiten haben sich eben geändert. Neues, junges Publikum gerät heute wie einst die Alten aus dem Häuschen, wenn die Höhner, die Bläck Föss, Brings, die Paveier oder die Labbesse, Bernd Stelter oder Guido Cantz für Highlights im Programm sorgen.

Erstes gemeinsames Motto: Op dr Hüh un em Tal, mer fiere zesamme Karneval

Es hat lange gedauert, die Wunden zu heilen, die 1975 die kommunale Neugliederung geschlagen hat. Aus den Städten Bensberg und Bergisch Gladbach war Deutschlands jüngste Großstadt geworden. Doch am Ende fand man gute Lösungen etwa für die Termine der Karnevalszüge. Erstmalig gibt es 2013 sogar für die neue Session ein gemeinsames Motto.

Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Große Gladbacher bei der Suche nach Dreigestirnen auf sich alleine gestellt war. Obwohl immer noch für Organisation, Ausrichtung der Proklamation und vieles mehr zuständig, stellen die befreundeten Gesellschaften Prinz Bauer und Jungfrau besonders gerne, wenn sie beachtliche Jubiläen feiern können.

Insofern stellt die einst so ungeliebte „Fusion“ mit Bensberg sogar eine Bereicherung dar. Dies gilt nicht nur für die Züge, sondern auch für andere herausragende Veranstaltungen und das seit einigen Jahren „op der Hüh“ stattfindende „Prinzenessen“.

So trägt die Zusammenarbeit der Vereinigung zur Pflege und Erhaltung des heimatlichen Brauchtums mit dem Festkomitee Bensberger Karneval gute Früchte. Zum ersten Mal gibt es ein gemeinsames Motto für die gesamte Stadt. Das engere Zusammenrücken der vielen Karnevalsvereine wird auch deutlich, betrachtet man Gesellschaften, welche die Bergisch Gladbacher Dreigestirne seit vielen Jahren stellen.

2003 war es die KG „Schlader Botze“ mit Prinz Michael Oppermann, Bauer Jürgen Schneider und Jungfrau Gabi Cramer

2004 stellte die KG Alt Paffrath das Dreigestirn mit Prinz Rudi Pick, Bauer Josef Willnecker und der Jungfrau Anita Patemann

2005 war wieder einmal die KG Große Bensberger an der Reihe mit Prinz Axel Patt, Bauer Werner Geilenkirchen und Jungfrau Dagmar Demmrich

2006 feierte die KG Narrenzunft Jubiläum und präsentierte als Prinz Udo Güldenberg mit Bauer Martin und der Jungfrau Schmidt Beate Glaser. Rechtzeitig zu ihrem 80-jährigen stellte die Große Gladbacher

2007 das Dreigestirn mit Prinz Martin Hardenacke, Bauer Dr: Woldemar Hövel und Jungfrau Margrit Strünker

Ein Beweis für die Integrationskraft des Karnevals war das Dreigestirn 2008. Die Große Gladbacher und Große Bensberger präsentierten Prinz Zdenko Jelinic, Bauer Hans Gatzer und Jungfrau Angela Wallraff

2009 war die KG Närrische Sander an der Reihe, die mit der KG Schlader Botze den Prinzen Martin Schmidt, den Bauern Freddy Huffschmidt und die Jungfrau Ute Oppermann stellte

2010 war es die Prinzengarde der Großen Gladbacher mit Prinz Alexander Pfister, Bauer Sven Matthies und Jungfrau Sandra Cuti

2011 die KG Löstige Stänedräjer mit Prinz Udo Wirges, Bauer Roland Theissen und Jungfrau Angelika Knechtel

2012 war wiederum die KG Große Bensberger an der Reihe mit Prinz Manfred Harbrunner, Bauer Markus Koch und Jungfrau Petra Held

2013 stellt die KG „Schlader Botze“ in ihrem Jubeljahr das Dreigestirn mit Prinz Rolf Woschei, Bauer Ulrich Hermann und Jungfrau Ursula Höller.

Alle Tollitäten haben auf ihre Weise Akzente gesetzt und sich um das Brauchtum verdient gemacht. Die „Große Gladbacher“ war bemüht, ihnen allen von der Proklamation bis zum „Fischessen“ einen festlichen Rahmen zu geben, wie die Prinzengarde der „Großen“ längst zu einem unverzichtbaren Begleitschutz der Dreigestirne geworden ist.

So dreht sich das Rad weiter. Trotz vieler Herausforderungen durch immer strengere Auflagen, höhere Kosten und so weiter und so fort: Die echten Freunde des Karnevals lassen nicht locker, wenn es gilt, uns immer wieder Freude zu bereiten und das Brauchtum zu pflegen.